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Nepal

Friendship Aid Project for Jhule

Wo der Himmel die Erde berührt

Vierter humanitärer Einsatz von VIA CORDIUM in dem nepalesischen Dorf Jhule

 

Text: Laura Tomala

Eingebettet in das weiß schimmernde Bergmassiv des Himalayas, fernab des Straßengewirrs und dem geschäftigen Treiben der Städte, liegt ein kleines nepalesisches Dorf. Umringt von unberührten Wäldern scheint die Welt ein Idyll zu sein – doch der Schein trügt. Im Jahre 2015 wurde das Dorf durch die schweren Erdbeben nahezu vollständig zerstört. Und genau an diesen Ort zieht es die Mitglieder von VIA CORDIUM bereits das vierte Jahr in Folge. Gemeinsam mit der lokalen nepalesischen Organisation GMSAA wird das Dorf Stück für Stück gestärkt, durch Unterstützung der lokalen Grundschule, medizinische Hilfe, durch den Bau eines Gemeindehauses mit integrierter Krankenstation und Kindergarten. Dieses Jahr reisten die beiden Neustädter Ärzte und Mitglieder von VIA CORDIUM, Silvie Heilenkötter und Michael Konrad in das Dorf. „Es war wieder eine sehr aufregende Zeit“ berichtet Michael Konrad nach seiner Ankunft. Doch wie haben die beiden Ärzte den Einsatz erlebt? Um einen Einblick in einen solchen Hilfseinsatz zu erhaschen, haben wir in dem Tagebuch von Silvie Heilenkötter gestöbert. Ein Auszug.

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Blick auf das Himalaya Gebirge im idyllisch gelegenen Dorf Jhule.

Ankunft im Dorf Jhule

Nach einer holprigen Fahrt mit dem Jeep – eine geteerte Straße gibt es nur in wenigen Abschnitten, erreichen wir das Dorf. In der Ferne ragen die schneebedecken Berge auf, welche den Himmel zu berühren scheinen. Bei der Ankunft kommen uns die ersten Dorfbewohner entgegen, welche riesige Strohmengen in Körben auf dem Rücken tragen. Im Hintergrund schimmern die kleinen Wellblechhütten zwischen grünen Sträuchern.Willkommen in dem Dorf Jhule!

Grundschule

Auf dem staubigen Innenhof der lokalen Grundschule, in der rund 80 Kinder Platz finden, spielen die Kinder mit Schuluniform und FlipFlops Fußball. Es ist ein buntes Treiben. Gemeinsam mit den Lehrern und unseren Freunden der nepalesischen Hilfsorganisation wird ein  riesiges Festessen an alle Kinder verteilt. Es gibt Dal Bhad, die Lieblingsspeise der Nepali, Linsensuppe, Reis, Gemüse und Fleisch. Die vor Ort gekauften Schulmaterialien, welche für ein Jahr ausreichen, werden den Kindern und Lehrern übergeben. Die Augen der Kinder, manche können gerade Laufen, sind weit aufgerissen und strahlen -  so viele Geschenke, das ist eine Überraschung. Abgerundet wird unser Besuch der Grundschule durch ein gemeinsames Volleyballspiel. Die Bälle bleiben vor Ort - zum Weiterspielen nach unserer Abreise. Verabschiedet werden wir mit dem Gesang der nepalesischen Nationalhymne, ein bewegender Tag.

 

Ein Gemeindehaus für das Dorf

Die Idee, ein Gemeindehaus für das Dorf zu errichten, kam von den Dorfbewohnern selbst, kurz nach der Erdbebenkatastrophe vor drei Jahren. Ein Ort des Austausches, ein Ort für erste medizinische Versorgung mit einer kleinen Krankenstation und einem Kindergarten für die Eltern, welche auf dem Feld ihr tägliches Brot verdienen müssen. Den Hang, welcher für das Bauprojekt auserwählt wurde, haben die Dorfbewohner vor zwei Jahren mit bloßen Händen abgetragen. Inzwischen ist der sandige Hügel durch eine von VIA CORDIUM finanzierte und von den Dorfbewohnern gebaute Stützmauer gegen den Erdrutsch bei Monsunregenfällen gesichert.  Auch die Gerüstpfeiler und das Dach des Gebäudes ragen empor. Bei unserem diesjährigen Besuch beauftragen wir eine Firma, welche die Gebäudemauern liefern und aufbauen wird. Wir alle fiebern dem Moment der Einweihung des Hauses entgegen.

 

Fröhliche Schüler im Dorf Jhule

Silvie Heilenkötter bei der Beratung eines Dorfbewohners von Jhule.

Medizinische Hilfe

Die Gelegenheit eines medizinischen Check-ups lassen sich die Dorfbewohner nicht entgehen. Die Sprechstunde findet unter freiem Himmel statt, es werden Stühle und Tische aufgestellt, eine Untersuchungsliege improvisiert, Medikamente und Verbandstoffe ausgebreitet. Los geht es! Neben Atemwegsinfektionen, Magen-Darmerkrankungen und Gelenkbeschwerden gibt es auch das ein oder andere chirurgische Problem zu lösen. Besonders bewegt uns das Schicksal einer 49-jähirgen Frau des Dorfes, sie liegt seit zwei Monaten auf einer Matte in ihrer Hütte, eingehüllt in Decken. Sie ist abgemagert und kann kaum sprechen, dafür hat sie keine Kraft. Mit der Unterstützung unserer nepalesischen Freunde organisieren wir die Untersuchung der Patientin im Krankenhaus. Erst nach unserer Abreise werden wir erfahren, dass die Frau unter einem Tumor leidet, welcher sich bereits fortgeschritten und nicht mehr heilbar ist. Wir sind erschüttert von dem schweren Schicksal der Frau. Uns wieder einmal wird deutlich, wie sehr die Menschen im Dorf Jhule und millionenfach andere Menschen dieser Erde um ihre Existenz bedroht sind, es an einfachen Dingen und Strukturen mangelt, die für uns in Deutschland ganz selbstverständlich sind."

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Durch die Arbeit auf dem Feld haben die Dorfbewohner viele chronische Wunden an den Händen und den Füßen.

 

Inzwischen sind die beiden Ärzte und VIA CORDIUM-Mitglieder Silvie Heilenkötter und Michael Konrad wieder zurückgekehrt und Sie sind sich sicher, dass sie zwar nicht „den Himmel auf Erden“ nach Nepal zaubern konnten, aber ein kleines Stück von Ihrem eigenen Glück teilen konnten. Mathias Tomala, Vorsitzender von VIA CORDIUM, erklärt „der vierte Einsatz in Jhule war ein voller Erfolg, dank des persönlichen Einsatzes der Mitglieder von VIA CORDIUM als auch dank unserer Spender, mit deren Hilfe wir die Grundschule unterstützen, Medikamente kaufen, als auch die Kosten für das Gemeindehaus stemmen können.“ 

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